[ausgezeichnet mit dem red dot design award und dem :output award]
DER BLINDE FLECK Ein Buch zum Thema ›Wahrnehmungslücken‹
Der blinde Fleck – jene Stelle auf unserer Netzhaut,
an der der Sehnerv das Auge verlässt – reißt ein
Loch in unser Gesichtsfeld, das immerhin so groß ist,
dass man beim Betrachten des Abendhimmels den
Mond darin in elffacher Größe verschwinden lassen könnte.
Unser Gehirn sorgt dafür, dass uns diese partielle
Blindheit nicht bewusst wird, indem es die Lücke mit falschen Informationen ausfüllt. Wir sehen an der
Stelle des blinden Flecks weder eine helle noch eine dunkle Auslassung. ›Wir sehen nicht, dass wir nicht sehen‹ – so der Philosoph Heinz von Foerster, der in seinen Ausführungen den blinden Fleck immer wieder als die Metapher für das Paradoxe; für das Selbstbezügliche beschrieb. Der Gedanke, schon
immer, jetzt und in Zukunft mit Wahrnehmungen
gelebt zu haben und zu leben, die dem eigentlich Seienden nicht entsprechen, beunruhigt.
Für mich war dies Grund genug, den blinden Fleck
zum Thema dieses Buches zu machen.
Die große Schwierigkeit bestand dabei natürlich
darin, das Nicht-Wahrnehmbare; das Unsichtbare
zu visualisieren – ein paradoxes Vorhaben also.
Entstanden ist ein Buch, das konsequenterweise nicht
das Unsichtbare sichtbar macht, sondern das lediglich
auf die Unverlässlichkeit unserer Sinne hinweist, und
zwar mit 14 bebilderten Fragen zum Thema blinder
Fleck. Über die Fragen soll der Leser eingeladen werden,
sich mit dem Phänomen und dessen Konsequenzen
auseinanderzusetzen.
Analog zum zirkulären System, das der blinde Fleck
aus radikal konstruktivistischer Sicht ist, gibt es im
Buch keine Chronologie, die dem Leser vorschreibt,
mit welcher Seite; mit welcher Frage er in das Thema einsteigen soll. Auf den Kontext einer Frage wird auf
der jeweiligen Folgeseite eingegangen. Der Einsatz verkürzter Seiten verhindert, dass diese Kontextseiten beim Blättern vor den Fragen aufgeschlagen werden.
Die theoretische Auseinandersetzung mit dem blinden Fleck setzt die sinnliche Erfahrung dieser speziellen Wahrnehmungstäuschung voraus. Diese macht der
Leser, bevor er das Buch aufschlägt, indem er die Anweisungen zum Blinde-Fleck-Test auf dem Schutzumschlag befolgt.